Information zur neuen DIN EN ISO 50001:2018
Energiemanagementsysteme (EnMS) dienen der Verbesserung der energetischen Leistung und Erhöhung der Energieeffizienz von Organisationen. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Belastung des Klimas mit Treibhausgasen und der begrenzten Verfügbarkeit der fossilen Energiequellen rückt das Thema der nachhaltigen Energienutzung in den internationalen Fokus. Die ISO 50001 (Energiemanagementsysteme ‐ Anforderungen mit Anleitung zur Anwendung) bietet für die diesbezügliche Zielerreichung einen systema-tischen und prozessorientierten Ansatz, mit der Möglichkeit der Zertifizierung durch eine akkreditierte Zertifizierungsgesellschaft.
Die bisherige Norm ISO 50001:2011 vom Dez. 2011 wurde nun grundlegend überarbeitet. Am 21. August 2018 wurde die neue ISO 50001:2018 veröffentlicht und ersetzt die bisherige Norm im Rahmen einer Übergangsphase. Ende November 2018 erschien nun auch die deutsche Normversion DIN EN ISO 50001:2018 zur Anwendung.
Mit der folgenden Info möchten wir Sie über die wesentlichen Aspekte informieren.
Wichtigste Änderungen der ISO 50001:2018 im Vergleich zur ISO 50001:2011
- Einführung der High‐Level‐Structure in Anlehnung an die anderen Managementsystemnormen
(ISO 9001:2015, ISO 14001:2015 und ISO 45001:2018) mit gemeinsamen Begriffen und Definitionen sowie Gewährleistung eines hohen Maßes an Kompatibilität mit den anderen Managementsystem-standards - Stärkere Einbindung in die Unternehmensstrategie
- Stärkere Betonung der Rolle des Top-Managements bzw. der Unternehmensführung
- Risiken und Chancen aus der sog. Kontextanalyse sind für die energiebezogene Leistung zu ermitteln
- Begriffe und Definitionen wurden aktualisiert und präzisiert; hierzu gehört die Definition der Energieleistungskennzahlen (EnPI) und der energetischen Ausgangsbasis (EnB)
- Präzisierung der Anforderungen an die Energiedatenerfassung und die damit verbundenen Erfordernisse (einschließlich Dokumentation)
- Die „energetische Bewertung" wurde klarer gefasst – Fokussieren der Analyse der Bereiche mit wesentlichem Energieeinsatz (SEUs)
- Normalisierung der EnPI(s): Liegen der Organisation Daten vor, aus denen hervorgeht, dass sich relevante Variablen erheblich auf die energetische Leistung auswirken, muss die Organisation eine Normalisierung der EnPI(s) und der entsprechenden energetischen EnB(s) vornehmen, um Änderungen der energetischen Leistung zu vergleichen.
Auf weiteres Informationsmaterial zu den Änderungen werden wir in Kürze verweisen. Derzeit befinden sich die meisten Zertifizierungsgesellschaften noch in der internen Abstimmung.
Übergangsphase bezüglich der Zertifizierungen
Es gilt eine Übergangsfrist von 3 Jahren, die sich nach dem Erscheinen des internationalen Dokuments ISO 50001:2018 richtet, das heißt bis 20.08.2021. Nach Ablauf dieser Übergangsfrist sind alle Zertifi¬zierungen gemäß DIN EN ISO 50001:2011 nicht mehr gültig. Innerhalb dieser Zeit müssen alle zertifizierten Organisationen, die die Zertifizierung des Energiemanagementsystems aufrechterhalten wollen, den Wechsel zur DIN EN ISO 50001:2018 vollziehen.
Dies hat auch die Auswirkung, dass neue Zertifikate für Re‐Zertifizierungen nach der DIN EN ISO 50001:2011, die von nun an ausgestellt werden, bereits eine begrenzte Gültigkeit bis zum 20.08.2021 besitzen.
Während der Übergangsphase kann sowohl nach der alten wie auch nach der neuen Norm zertifiziert werden, die Gültigkeitsdauer von Zertifikaten nach DIN EN ISO 50001:2011 endet aber mit der Übergangsfrist.
Ab dem 21.02.2020 dürfen Audits nur noch auf Basis der neuen Normgrundlage DIN EN ISO 50001:2018 durchgeführt werden.
Umstellung auf die neue Norm
Wir empfehlen Umweltberatern und Unternehmen, die bereits in die Zertifizierung nach der ISO 50001 involviert sind, sich Anfang nächsten Jahres mit der bisherigen Zertifizierungsstelle in Verbindung zu setzen, um einen geeigneten Termin für die Umstellung zu vereinbaren. Am geeignetsten erscheint hierfür das Re‐Zertifizierungsaudit.
Natürlich sollte sich jeder, der beruflich mit Energiemanagementsystemen zu tun hat, ausreichend über die Anforderungen der neuen DIN EN ISO 50001:2018 informieren.
Viel Erfolg wünscht
Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Rieger
EnMS-Zertifizierungsauditor